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‘1 Site
- 2 Places’, 5. Episode 2009
Man stelle sich vor: Im 21. Kapitel seiner Foto-Geschichten erzählt der
„Passionierte Augenzeuge“ David Douglas Duncan zwischen „dem Sonnenboot
der Cheops“ und den „glücklichen Berbern in ihrem Shangri-la“ (begleitet
noch von spanischen Stierkampfbildern: Ordóñez und Dominguin gemeinsam
in der Arena) seine Begegnung mit Sindelfingen:
Die Gespenster von Sindelfingen.
Der welterfahrene Life-Reporter, der die mächtigsten Herrscher und finstersten
Kriege seiner Zeit mit der Kamera begleitete, beschränkte sich in Deutschland
nicht auf eine Fotoreportage, sondern inszenierte in Sindelfingen begeistert
(sein Freund Picasso war leidenschaftlicher Mercedesliebhaber) vor verträumter
Altstadtidylle die ambivalente Verheißung der Neuen Zeit. Nein, nicht das
Auto, den legendären 300 SL hat er abgelichtet in dem weltgrößten Pkw-Werk
von Daimler-Benz, sondern mit dem Auto eine Aktion in dem kleinen historischen
AckerBauernStädtchen inszeniert und ein wahrlich epochales Bild geschaffen:
Ein feuriger roter Schweif peitscht durch die engen Gassen.
Bis heute hat dieses 1955 entstandene Bild nichts von seiner Spannkraft
verloren. Als Daimler-Benz – „unser Daimler“, wie das Werk in Sindelfingen
genannt wurde – vor einigen Jahren mit Chrysler in Detroit fusionierte,
wurde dieses inszenierte Foto sozusagen Leitbild für das Projekt ‚1Site
2Places’, mit Inszenierungen zu dieser „Hochzeit im Himmel“ mit den Brautjungfern
Mitsubishi aus Japan, Hyundai aus Südkorea. Im früheren Info-Pavillon aus
den ‚goldenen Tagen’ der Stadt, diesem Kubus aus Stahl und Glas, wurde
ein Projektraum eingerichtet.
Mit der 5. Episode ‚Vom Wesen der Erbse I’ übernimmt Ole Aselmann 2009
den Pavillon. Installiertes Theater, eine Einkehr in ‚Messias Wirtshaus’,
das 2005 als eine erste Inszenierung in der Galerie der Stadt Sindelfingen
im Rahmen von ‚FAMA FLUXUS MYTHOS BEUYS’ stattfand. Aselmann ist zuallererst
der sehnsuchtsgetriebene Wanderer – und in dieser Hinsicht David Douglas
Duncan nicht unähnlich – der sich auf der Suche nach dem Ganzen/Gesamtkunstwerk
von den Erlebnissen und Begegnungen des Draußen -, des Unterwegsseins nährt.
‚Vom Wesen der Erbse I’ stößt allerdings nicht unmittelbar von seinen Wanderungen
ab, sondern gestaltet sich mehr als neuerliche Einkehr in ‚Messias Wirtshaus’,
als ein Wiederbesuch dieses „ambivalenten, gekippten im Zeichen- und Symbolsystem
mutierten, revolutionierten Krippenspiels“ (Aselmann), zusammen mit seinen
Begleitern im Geiste, Christoph Schlingensief, Peter Sloterdijk, Elfriede
Jelinek, u.a. |
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