|
|
<
Anfang / top
‚Vom Wesen
der Erbse I’
‚Vom Wesen der Erbse I’ ist ein eingefrorener Moment, eine Art ‚statische
Aktion’, wie sie besonders Joseph Beuys kultiviert hat. Auch bei Aselmann
gibt es wiederkehrende Momente, wie die Päpste, die Muttersau – dieses
archaische Symbol der Schöpfung, im Zeichen der Venus als kosmische Kraft,
der Fruchtbarkeit, der Gestalt des Weiblichen von Urzeiten an bis heute.
Die Venusfiguren, die Form der Venus von Willendorf annehmend, haben die
organische Gestalt, das Weiche des Körpers, die Schutzbedürftigkeit. Anders
als der so provokant im Selbstversuch operierende Schlingensief schlägt
Aselmann mit seiner bisweilen kindlich anmutenden Formgebung eher lyrische
Töne an, um einem verborgenen Wirkungszusammenhang nachzuspüren. Die Vernunft
so aufklärerisch wie mystisch auch körperlich im Rahmen einer erlebten
und erlebbaren Selbsterfahrung heranzuziehen.
Die anthropologische Figur „Wanderer und Idylle“ (Gerhard Kaiser) drängt
sich auf, der zufolge das vagierende (männliche) Subjekt den Ort der Natur
(an dem vorzüglich Frauen beheimatet sind) im Vorübergehen deutend schafft.
Hier geht es um Situationen und Szenen der Bedeutung, um Typen des Verstehbaren.
Eine Theorie dazu gibt es nicht, kein Geschichts- noch eigentlich ein Menschenbild.
Aber es gibt den Bezug auf die Bedingung eines solchen Kosmos der Geschichten:
die These der Verweltlichung. Die Plastiken/Figurationen sind singuläre
Erzählmotive mit Anspielungscharakter – „die Quintessenz ist für mich Kippfigur
(...), eine post, postmoderne Haltung jenseits von Gut und Böse, rechts
und links, alternativ, konservativ – das ist eine Schubladenverneinende
Weltsicht mit Zukunft (...), und sie ist dazu angetan, „göttergleich über
sich selbst und über sein Konstrukt öffentlich offensiv zu lachen“ (Aselmann).
In Peter Sloterdijk hat Aselmann offenbar eine
Vaterfigur gefunden, zumindest was den zivilisatorischen Weg betrifft,
wenn es um „Gottes Eifer“ und den „Kampf der drei Monotheismen“ geht. Doch
quert er die Spuren. In den heroischen Rauminstallationen, in diesem schrägen
Mythenmix mit Bildwitz treffen Selbstentsagung und stolze Selbsterklärung
aufeinander. Schade, dass Martin Kippenberger das nicht mehr miterleben
darf.
Ingrid Burgbacher-Krupka
Ole Aselmann, Skizzenbuch 2009 Kunsthaus Essen |

|
|